Mit „Office to Housing“ gegen Leerstand und Notstand
Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten Bayern veröffentlicht eine detaillierte Regie-Anweisung zur Umwidmung leerstehender Bürogebäude in bezahlbaren Wohnraum. LEICHT Managing Partner Dipl.-Ing. Marcel Enzweiler steuert – gemeinsam mit weiteren ExpertInnen – das Kapitel über Fassadenkonstruktion, Tragwerk, Energiebedarf und Kosten bei.
Office to Housing – Beispiel aus der Praxis: Vogelweidestraße München, Tragwerksplanung LEICHT
Brachliegende Büroflächen und 1,9 Millionen fehlende Wohnungen
In deutschen Städten herrscht ein fatales Ungleichgewicht: Während auf der einen Seite zig Millionen Quadratmeter an Gewerbe- und Büroflächen in bester Lage brachliegen, fehlt es auf der anderen Seite massiv an bezahlbarem Wohnraum. Allein in der bayerischen Landeshauptstadt München stehen derzeit über 1,5 Millionen Quadratmeter ungenutzter Bürofläche knapp 11.000 fehlenden Wohnungen gegenüber. Bundesweit zählt die Hans-Böckler-Stiftung sogar rund 1,9 Millionen fehlende Wohnungen – eine vergleichbare Wohnungsnot gab es in Deutschland seit Ende des 1. Weltkrieges nicht mehr. „Das Wohnen ist entgegen allen Vorhersagen zu einer der brisantesten sozialen Fragen der Gegenwart geworden“, schreibt Gerhard Matzig, Leitender Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.
Pragmatische Antworten auf wirtschaftliche, technische und rechtliche Herausforderungen
Leerstand hier, Wohnungsnot dort – da liegt es doch nahe, leerstehende Büroflächen in Wohnraum umzuwandeln. „Gar nicht so einfach bis schlicht nicht möglich“, sagen die einen und führen wirtschaftliche, technische und nicht zuletzt rechtliche Herausforderungen und Hürden an. „Absolut machbar und dringendst geboten“, hält der BDA Bayern dagegen. Er hat sich intensiv und interdisziplinär mit dem Potential und den Möglichkeiten von Büroimmobilien-Umwidmungen auseinandergesetzt und Ende März eine Handreichung vorgestellt. Diese legt auf 140 Seiten dar, wie Office to Housing – also die Transformation leerstehender Bürogebäude in bezahlbaren Wohnraum – gelingen kann. Dazu wurde ein Redaktions-Team aus ExpertInnen verschiedener Fachrichtungen zusammengestellt, das erstaunlich pragmatische Antworten liefert auf Fragestellungen aus dem Bauplanungs- und Bauordnungs-Recht, der Tragwerksplanung und Bauphysik sowie der Bau-Finanzierung und -Förderung.
Tragwerk, Fassade, Energiebedarf, Kosten: Aus technischer Sicht steht einer Umwandlung von Bürogebäuden in Wohnungen nichts im Wege
Das Kapitel zur statischen, konstruktiven und energetischen Ertüchtigung von Bestands-Büroimmobilien stammt von Elisabeth Endres, Rudolf Hierl, Jan Kaschig und LEICHTs Marcel Enzweiler. Das Autorenteam sieht keinerlei technische Hürden bei der Umwandlung von Bürogebäuden in Wohnungen: „Im Gegenteil: Meist lassen sich Eingriffe in die Gründung und ins Tragwerk vermeiden, was im Vergleich zu einem Neubau zu signifikanten Reduzierungen der CO2-Bilanz führt“, konstatieren die ExpertInnen und raten zur „sorgfältigen Planung hin zur Einfachheit und möglichst kleinen Eingriffen in den Bestand“. Für den Aufwand und die Kosten einer Umnutzung sei „nicht zuletzt der Umgang mit den immer restriktiveren technischen Anforderungen“ entscheidend. Hier gälte es, „von den zahlreichen Möglichkeiten für Ausnahmeregelungen Gebrauch zu machen und mit stichhaltigen Begründungen zu argumentieren.“
Radio Feature „Wie aus Büros Wohnraum entstehen kann“
Ein Interview des Deutschlandfunk mit Rudolf Hierl, Referent für Wohnen und Standards des BDA Bayern, der die Studie „O2H“ gemeinsam mit Kerstin Oertel, Leitende Baudirektorin bei der Landeshauptstadt München, initiiert und geleitet hat.
Office to Housing – Beispiel aus der Praxis: Vogelweidestraße München, Tragwerksplanung LEICHT
TV Feature „Wohnungen statt leerer Büros“
Interessantes, 10-minütiges TV Feature des Bayerischen Rundfunks zur BDA Bayern Handreichung „O2H – Office to Housing“ aus der Sendung Capriccio, verfügbar bis 06.02.2027